đŸ‡©đŸ‡Ș Geschlechtergerechte Sprache in der Deutschen Übersetzung

Das Thema Geschlechtergerechte Sprache (Wikipedia) wurde kĂŒrzlich ausgiebig besprochen:

Es wĂ€re schön, wenn wir auch die deutsche Übersetzung geschlechtergerecht machen könnten.

Problem

In Discourse gibt es insbesondere folgende Begriffe, die bisher nicht geschlechtergerecht sind:

  • Administrator / Administratoren
  • Autor / Autoren
  • Benutzer
  • Besucher
  • Moderator / Moderatoren
  • AnfĂŒhrer, AnwĂ€rter, Aktivist, Verfechter usw.

Frage

Wie können wir diese Begriffe jeweils am besten geschlechtergerecht machen?

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Ich befĂŒrchte, dafĂŒr wird sich auch in Discourse keine Lösung finden lassen, außer es fallen jemandem Begriffe ein, die gleich leicht verstĂ€ndlich und trotzdem neutral sind. Alle anderen LösungsansĂ€tze sind wegen Platzmangels und/oder der Lesbarkeit in meinen Augen nicht sinnvoll.

An der Stelle verweise ich gerne auf Microsoft / Windows. Solang dort niemand eine Lösung einfordert – ich habe bei einer kurzen Suche jetzt keinen großen Aufschrei diesbezĂŒglich gefunden – und eine brauchbare Lösung fĂŒr das Dilemma mit Benutzer, Administrator, etc. vorschlĂ€gt, fĂŒhle ich mich ganz wohl mit den jetzigen Übersetzungen.

Ich bin aber nicht stur gegen eine Änderung und lasse mich gerne mit sinnvollen VorschlĂ€gen zu Änderungen bewegen.

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Dem Anliegen in allen Ehren, aber ich denke auch, dass es extrem schwierig wird etablierte Begrifflichkeiten mit einem geschlechtsbezogen Vorzeichen zu versehen.

Die einzige Option, die ich mir in dem Zusammenhang vorstellen könnte ist die EinfĂŒhrung einer Suffix-Variable “-in”, “-innen”, usw., die sich aktivieren lĂ€sst, wenn bspw. geschlechtsbezogene VorprĂŒfungen stattfanden, 


Also ob

  1. Ein User / Admin / etc 
 in seinem/ihrem Profil ein Geschlecht hinterlegt hat

  2. Dann muss der konkrete Personenkreis geprĂŒft werden

    • Wenn ja, dann prĂŒfe ob es mehrere Admins unterschiedlichen Geschlechts gibt
    • Wenn nein, dann verwende den Suffix der dem Geschlecht entspricht
  3. Die Ausgabe bei unterschiedlichen (/unbekannten) Geschlechtern fĂŒhrt zum Gender-Gau. Dann mĂŒsste politisch korrekt hinter jeder Bezeichnung _in /_innen folgen.

Und jetzt mal weitergedacht:

Wie soll man mit der EinfĂŒhrung des dritten Geschlechts verfahren??? (1 BvR 2019/16)

Vielleicht kann das ja jemand mathematisch erklÀren



 welcher Grad an KomplexitÀt dahinter steckt und theoretisch bei jeden Seitenaufruf mit berechnet werden muss:

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Punkt 1: Die Frage, ob



 wir die deutsche Übersetzung geschlechtergerecht machen, stellt sich aus meiner Sicht nicht:

Punkt 2: Eure ersten Gedanken



 sind leider ungewollt bezeichnend:

  • Bitte seid fair und prophezeit dem Anliegen nicht vorab ein Scheitern (“keine Lösung”).
  • Bitte trefft ein Urteil erst nach grĂŒndlicher Urteilsfindung (“extrem schwierig” / “Alle anderen LösungsansĂ€tze 
 nicht sinnvoll” / “Die einzige Option 
”).
  • Bitte beachtet, dass geschlechtergerecht, geschlechterneutral und geschlechtsbezogen nicht das gleiche sind.
  • Bitte fĂŒhrt das Thema nicht ad absurdum (“EinfĂŒhrung des dritten Geschlechts”, “Grad an KomplexitĂ€t”).

Punkt 3: Wenn ich euch richtig zusammenfasse,



 habt ihr zwei LösungsansĂ€tze berĂŒcksichtigt:

  • Begriff mit einem anderen Begriff ersetzen, der “gleich leicht verstĂ€ndlich und trotzdem neutral” ist.
  • Begriff um Suffix ergĂ€nzen.


 habt ihr drei Bedenken geĂ€ußert:

  • VerstĂ€ndlichkeit
  • Platzmangel
  • Lesbarkeit

Mein Kompromissvorschlag wĂ€re (schematisch; analog fĂŒr andere Begriffe):

  1. Wo ohne EinschrĂ€nkung der VerstĂ€ndlichkeit möglich, “Benutzer” durch “Benutzerkonto” ersetzen.
  2. Wo genĂŒgend Platz ist: “Benutzerinnen und Benutzer” / “Benutzerin bzw. Benutzer”
  3. Wo weniger Platz ist und ohne wesentliche EinschrĂ€nkung der Lesbarkeit möglich: “Benutzer/-innen”
  4. Wo absolut kein Platz ist: “Benutzer” (*)

(*) Hier könnte ich mir auch vorstellen, zur HĂ€lfte oder immer von “Benutzerin” zu sprechen (wie es z.B. in wissenschaftlichen Texten zunehmend gĂ€ngige Praxis ist).

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Also es ist ja nicht so, als mĂŒsste man fĂŒr discourse das Rad neu erfinden
 Es gibt da bereits etliche (platzsparende) Lösungen sodass es eigentlich nur eine Frage ist, sich auf eine zu einigen:

Auch wenn einige dieser Optionen in der wissenschaftlichen Diskussion wohl als ĂŒberholt/veraltet angesehen werden, hier dennoch eine kurze Zusammenfassung:

  • Benutzer(in)
  • Benutzer/in
  • BenutzerIn
  • Benutzer_in
  • Benutzer*in

Der Wunsch von Sam war aber nach geschlechtsneutralen Übersetzungen. :wink:
Es ist nicht immer einfach, das auseinanderzuhalten. Soweit es mir bewusst ist, ist die deutsche Übersetzung bereits geschlechtsneutral. Geschlechtsgerechtigkeit ist eine ganz andere Sache – mir ist ĂŒbrigens keine verbreitete Software bekannt, die das kann, aber das ist in unserem Fall natĂŒrlich kein Ausschließungsgrund.

Von den aufgelisteten Kurzschreibweisen erscheint mir persönlich die Variante mit Unterstrich am leichtesten lesbar, aber das mag mein subjektives Empfinden sein. Und obendrein:

Ein Unterstrich (“Mitarbeiter_innen”) wird auch Gendergap oder Geschlechter-Zwischenraum genannt und macht darauf aufmerksam, dass es mehr als zwei Geschlechter sowie GeschlechtsidentitĂ€ten zwischen und jenseits der Frau-Mann-DualitĂ€t gibt. (Quelle)

Mag sich jemand die MĂŒhe machen und eine (grobe) Liste erstellen, welche Begriffe und Übersetzungen betroffen sind? Ich wĂŒrde sagen, wenn wir einen Anhaltspunkt haben, wie viele Texte betroffen sind, wo diese in der UI aufscheinen und wie es mit dem Platz ausschaut, dann tun wir uns auch leichter, hier zu einem Konsens zu kommen.

Wenn wir uns hier fĂŒr Änderungen entscheiden, dann sollten wir unbedingt klare Regeln aufstellen, wann wie ĂŒbersetzt werden soll, ansonsten gibt es ein Ă€rgeres Chaos als bei Du/Sie.

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Hallo Class,
ich muss schon sagen, dass Deine Herangehensweise eine Lösung von jetzt auf gleich einzufordern und die “oberlehrerhafte Art” einer konstruktiven Lösungsfindung auch nicht sehr dienlich ist.

The point is


Wie Du gut erkannt hast, ist es kein Problem der Akzeptanz, sondern eines der 


Zu Deinen “KompromissvorschlĂ€gen”:

  • Benutzer ≠ Benutzerkonto.
  • Das muss an der entsprechenden Stelle passen.
  • Und was wenn jetzt jemand kommt und meint, es mĂŒsse auch Benuter_innen_konto heißen?
  • Also dort “wo Platz ist”, was immer das heißt bei skalierbaren Fenstern und MobilgerĂ€ten, soll der Text dynamisch ein-/ausgeblendet werden?
  • Woran willst Du festmachen wie viel Platz wo vorhanden sein muss?
  • “EinschrĂ€nkung der Lesbarkeit”: Was heißt das fĂŒr Dich? Hast Du ein Beispiel?
  • Was heißt absolut kein Platz?

Zwischenfazit

  1. Du schlÀgst vier KomplexitÀtsstufen einer binÀren Geschlechterunterscheidung vor.
  2. Bei jeder Übersetzung mĂŒssen dann (2x) vier Varianten (oder mehr?) zur Auswahl stehen, die der Übersetzer mit einfließen lassen muss.
  3. Die Programmierer_innen (ĂŒberwiegend aus dem angelsĂ€chsischen Sprachraum) mĂŒssen dann bei ihrer Programmierung gleichzeitig die Zeichenanzahl und andere Fenster-Maße beachten, um ein RĂŒckgabewert fĂŒr die Angemessenheit einer TextlĂ€nge beurteilen zu können? FĂŒr jede Sprache?
  4. Ich widerspreche Deiner Unterstellung, dass ich das Thema ad absurdum fĂŒhre. Im Gegenteil. Ich gebe nur zu Bedenken, dass es sich bei dem o.g. Beschluss um eine Leitentscheidung im Verfassungsrecht handelt. Viele Menschen wollen frei darĂŒber entscheiden, welcher IdentitĂ€t sie sich zugehörig fĂŒhlen. Daher darf man das in dieser Diskussion keineswegs einfach so als unlösbares Problem abtun oder im Kontext ausblenden, sondern muss sich auch ein StĂŒck weit am geltenden Recht orientieren.
  5. Du sagst, dass sich die Frage nach dem “ob” gar nicht stellt, weil Du Deine Lösung – mit der wir ein Kompromiss eingehen sollen (?!) – als praktikabel ansiehst?

Ich weiß ja nicht. In der Literatur verzichtet man auch bewusst darauf an jeder Stelle eine Geschlechter-Differenzierung vorzunehmen. Dort ist zwar Platz aber jedes Buch wĂ€re beim – besten Willen – unleserlich.

Darum könnte ich mich ja durchaus mit einer Gender-Klausel im Impressum oder so anfreunden, die in Deinem vierten Vorschlag entsprÀche. Nur ohne zusÀtzliches Sternchen, weil dies der Lesbarkeit nicht dienlich wÀre.

Aus GrĂŒnden der leichteren Lesbarkeit wird in der vorliegenden Masterarbeit die gewohnte mĂ€nnliche Sprachform bei personenbezogenen Substantiven und Pronomen verwendet. Dies impliziert jedoch keine Benachteiligung des weiblichen Geschlechts, sondern soll im Sinne der sprachlichen Vereinfachung als geschlechtsneutral zu verstehen sein.

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Beispiel: Ob man einen Benutzer oder ein Benutzerkonto sperrt, macht keinen großen Unterschied.

Dein Einwand betreffend Benutzerinnenkonto ist allerdings valide.

Den Platzmangel habe ich zwar nicht in die Diskussion eingefĂŒhrt (und lediglich als geĂ€ußertes Bedenken identifiziert), gleichwohl: In Fließtexten besteht imho nie Platzmangel. Das Hamburger-MenĂŒ hingegen wĂ€re
ein Beispiel fĂŒr “absolut kein Platz” (aktuelles Beispiel: “Alles gelesen” vs “Alles als gelesen markieren”). Alle anderen FĂ€lle fallen fĂŒr mich in die Kategorie “Wo weniger Platz ist [als im Fließtext]”.

Das Argument der Lesbarkeit wurde von Gerhard eingefĂŒhrt. @gerhard HĂ€ttest du ein Beispiel, wo die Lesbarkeit durch eine Anpassung eingeschrĂ€nkt wĂ€re?

Wie man es nennt, ist mir - unterm Strich - egal. Es geht mir jedoch nicht um die Geschlechterunterscheidung per se, sondern um Geschlechtergerechtigkeit (was auch mit GeschlechterneutralitÀt erreicht werden kann).

Es wird auch in Zukunft nur eine einzige deutsche Übersetzung geben. Die Unterscheidung auf Ebene der Programmierung hattest du selbst ins Spiel gebracht, steht jedoch tatsĂ€chlich - wie du jetzt auch selbst andeutest - nicht zur Diskussion. Das wird es nicht geben, eben wegen der zusĂ€tzlichen KomplexitĂ€t.

Die einzige Lösung liegt darin, die (einzige) deutsche Übersetzung entsprechend anzupassen. Wer fĂŒr die eigene Instanz nur die mĂ€nnlichen oder weiblichen Form bevorzugt, könnte das ĂŒber eine Anpassung in der Administration selbst realisieren.

Der Hinweis war im Prinzip wichtig. Es ist jedoch insofern absurd, als wir zunĂ€chst ĂŒber Geschlechtergerechtigkeit gesprochen haben und die BerĂŒcksichtigung des dritten Geschlechts ein weiter entferntes Ziel ist. NatĂŒrlich wĂŒrde ich das begrĂŒĂŸen, aber solange wir uns nicht auf duale Geschlechtergerechtigkeit einigen können, empfinde ich es als nicht so hilfreich, das dritte Geschlecht in die Diskussion einzufĂŒhren.

Das eine steht losgelöst vom anderen. Mir ist ein Kompromiss (auf den wir uns einigen) lieber als der Status quo. Wenn du die PraktikabilitĂ€t auf die Unterscheidung auf Programmiererebene beziehst, stimme ich dir gerne zu (ist nicht praktikabel), aber zumindest mein Kompromissvorschlag erfordert das nicht (und ich halte ihn fĂŒr praktikabel).

Der Verzicht auf eine Differenzierung zu Gunsten der mÀnnlichen Form ist allerdings ganz klar keine Lösung und eine Gender-Klausel macht das auch nicht viel besser.

Oder wĂ€rst du mit der weiblichen Form plus Gender-Klausel ohne Sternchen einverstanden? Beide Varianten sind diskriminierend mit dem einzigen Unterschied, dass die erste Variante (leider noch) in der Gesellschaft “etabliert” ist.

An vielen Stellen können wir in einen geschlechtsneutralen Plural flĂŒchten: z.B. (die) “Nutzenden”, um (die) “Nutzerinnen und Nutzer” abzukĂŒrzen.
Oder es lĂ€sst sich die geschlechtspezifische Referenz einsparen. Also nicht “Benutzerinnenkonto/Benutzerkonto” sondern Schlicht “Konto”, oder besser “Zugang”.

Geht natĂŒrlich nicht ĂŒberall und an einigen Stellen wird es stilistisch unschön.
Ich wĂŒrde es aber in der Tat SEHR begrĂŒssen, optional eine weitestgehend gegenderte de-Sprachversionen zu haben, um sie zumindest Optional den Nutzenden anbieten zu können.

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FĂŒr mich ist:

  • Geschlechtergerechtigkeit dann gegeben, wenn keines der beiden Geschlecht “weiblich” und “mĂ€nnlich” bevorzugt verwendet wird, d.h. in irgendeiner Form ein gerechtes Gleichgewicht besteht.
  • GeschlechterneutralitĂ€t eine Möglichkeit, diese Gerechtigkeit zu erzielen, indem eine Sprache ohne Anerkennung von Geschlechtern verwendet wird (z.B. “Studierende” statt Student(inn)en).

Ich wĂŒrde intuitiv die Klammern fĂŒr Infixe (z.B. “Administrator(inn)en”) und den Slash fĂŒr Suffixe (z.B. “Benutzer/-innen”) bevorzugen, auch wenn das beides nach meiner eigenen Definition zwar nicht geschlechterneutral, aber immerhin geschlechtergerecht wĂ€re. Die Klammern verwenden wir schon bei Singular/Plural-Kombinationen (z.B. “Geburtstag-Emoji(s)”).

Ich schĂ€tze nicht, dass es viel mehr als die aufgefĂŒhrten Begriffe betrifft.

Allerdings gibt es im Kontext dieser Begriffe natĂŒrlich noch Übersetzungen mit Personalpronomen (z.B. “Zeige Geburtstags-Emoji(s) neben dem Namen des Benutzers am seinem Geburtstag”), die man aber insbesondere durch Plural anpassen kann (“Zeige Geburtstags-Emoji(s) neben dem Namen von Benutzer(inne)n an ihren Geburtstagen”).

(Geschlechter-)Gerechtigkeit ist m.E. keine Frage des Vokabulars, sondern wie sie im Alltag gelebt und (vom Einzelnen!) verstanden wird.

Es spielt daher keine Rolle ob Du einen Menschen auf seine / ihre primĂ€ren Geschlechtsmerkmale (bzw. Gender-IdentitĂ€t - falls sich ĂŒberhaupt jemand eingehend Gedanken dazu macht) reduzierst und daraus mehrdimensionale („neutrale“???) Anreden ableitest.

Dazu hat Harald Martenstein mal eine nette Kolumne geschrieben:
http://www.zeit.de/2013/14/harald-martenstein
(Handicap vs. Behinderung)

[
] Sie können Vorurteile und Hass und negative Einstellungen nicht abschaffen, indem Sie neue Bezeichnungen einfĂŒhren. Wenn es so einfach wĂ€re – wunderbar. Vorurteile sind aber kein sprachliches Problem. [
]

Begriffe wie Benutzer, Administrator, Moderator / etc. sind vor meinem geistigen Auge keinesfalls mit einem mĂ€nnlichen Geschlecht „vorbelastet“. Ich sehe sie vollkommen technisch (= ihrer Funktion nach) und fern ab jeder geschlechtlichen Orientierung. Solange ich mich selbst als heterosexueller Mann nicht in eine(n) trans-/inter-/homosexuellen Mann/Frau eindenken kann, fĂ€llt es mir auch reichlich schwer das konkrete Gender-Problem zu identifizieren.

Einem Kind ist es auch herzlich egal, ob Mama und Papa dieses oder jenes (Gender-)Geschlecht haben. Wichtig ist dem Kind, dass es gleichermaßen geliebt und verstanden wird.

Klar, wenn man Ă€lter wird erkennt man, dass die Wirtschaft sich brennend fĂŒr die sexuelle IdentitĂ€t interessiert, weil sie hieraus einen doppelten / dreifachen Profit schlagen kann. Aber ich denke nicht, dass das auch nur im entferntesten etwas mit (funktionsorientierten / politsich neutralen) BenutzeroberflĂ€chen in Software zu tun hat.

Ich wĂŒnsche Dir trotzdem bei deinem Vorhaben, allgemeingĂŒltige Sprachkonventionen jedem aufzuerlegen, viel Erfolg! Und das meine ich wirklich ernst. (Doch bedenke auch, dass man es mit der politischen Korrektheit auch ĂŒbertreiben kann und dies eine Gesellschaft auch spalten kann - siehe u.a. die Kommentare aus der AfD WĂ€hlerschaft fĂŒr ihre WahlgrĂŒnde. Daher ist es ja klar, warum Merkel und andere Politiker eine Neuwahl nichts mehr scheuen, wie der Teufel das Weihwasser)

In diesem Sinne:
Be liberal in what you accept, and conservative in what you send.
— Jonathan Bruce Postel

“Zeige Geburtstags-Emoji am Ehrentag neben den Namen.”

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Du hast das Grundproblem exakt erfasst (fĂŒr privilegierte, weiße, heterosexuelle MĂ€nner ist es besonders schwer, die Diskriminierung nachzuvollziehen). Dann bist du aber vom Thema abgeschweift (Kapitalismuskritik) und hast eine Opferrolle ins Spiel gebracht (“Sprachkonventionen jedem aufzuerlegen”). Beides ist mir zu abstrus, um darauf einzugehen.

Mit Spitzfindigkeit kommen wir hier leider nicht weiter: Dass verschiedene Begriffe unterschiedliche Bedeutungen oder Nuancen haben, steht außer Frage.

In der Regel dĂŒrfte der Unterschied jedoch keine Rolle spielen: Der Nuancenunterschied zwischen “Studierende” und “Studenten” ist in der Praxis irrelevant, und selbst wenn er relevant wĂ€re, kann eine AbwĂ€gung zugunsten der Geschlechtergerechtigkeit sinnvoll sein.

Der Vorschlag von Andreas zur Geburtstag-Emoji-Übersetzung ist analog ein gutes Beispiel dafĂŒr, dass die Lösung schlichtweg in einer Abweichung vom englischen Originaltext liegen kann:

Zum Schluss:

Off topic.

Können wir uns darauf einigen, dass wir fĂŒr die Übersetzungen von Version 1.9 den aktuellen Stil beibehalten und die wenigen, bereits durchgefĂŒhrten Änderungen (@claas) rĂŒckgĂ€ngig machen?

Wie wir damit in Zukunft umgehen sollten, bedarf wohl noch einiger Diskussion. Ich werde mich auch noch mehr mit der Materie beschĂ€ftigen und einen genaueren Blick auf die vorhandenen Übersetzungen werfen, bevor ich meine Gedanken und ggf. LösungsvorschlĂ€ge kundtue.

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Wenn man Userinterfaces ĂŒbersetzen möchte, sollte man nach Möglichkeit immer mindestens 3-stufig vorgehen:

a) erstmal eine (fast) wörtliche Übersetzung. NatĂŒrlich mit besten Absichten.
b) Sich dann komplett(!) vom Text lösen und den Satz neu formulieren, so wie es â€œĂŒblich” und sinnvoll wĂ€re. (Sich in die Nutzenden hineinzuversetzen versuchen und dann ĂŒberlegen: Was mĂŒsste da stehen, dass auf den ersten Blick klar ist, worum es geht. Relevantes nach vorn im String, Floskeln raus, Höflichkeit ist eine Last auf Mobildisplays, wenn der Platz zum Problem wird. Wenn den Besuchenden klar ist, dass sie sich in einem Dialog einloggen wollen, dann reicht “Login:”, da muss nicht “Bitte tragen Sie hier im Forumlar ihren Benutzerlogin ein (Achtung: Gross- und Kleinschrift beachten)”. So einen Text kann man sich als Hinweis “fĂŒr den ersten Failed login” oder als Bubble-Help aufheben, wenn das UI das hergibt.)
c) sich alles noch mal im Kontext anschauen und blödsinnige Wiederholungen herausstreichen (z.B. wenn in einem Szenario schon “oben drĂŒber” die Prompts klar machen, worum es geht, dann muss der dritte String nicht auch nochmal alles wiederholen
 und zu viele “bitte” und “eingeben” auf einem Bildschirm sind auch nicht schön.
(artifizielles Bespiel: hintereinander: “Bitte stellen Sie hier ihre Profildaten ein” “Hier können Sie ihre Benachrichtungen einstellen” “Bitte tragen Sie hier ein, ob sie Benachrichtungen via Email erhalten möchten”)

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Absolut einverstanden. (Die “Änderungen” waren allerdings EintrĂ€ge, die bei mir in Transifex als unĂŒbersetzt erschienen und wo ich das dann einfach zum Anlass genommen habe, damit zu experimentieren.)

Gut zusammengefasst, habe ich selbst tatsĂ€chlich ĂŒberwiegend schon so gemacht. Mit der Betrachtung im Kontext ist es so eine Sache: Ohne Frage ist das erstrebenswert, aber leider nicht immer praktikabel (aus ZeitgrĂŒnden und/oder weil das Feature ganz frisch ist und/oder der Text ĂŒberhaupt nur in sehr speziellen Konstellationen erscheint, die sich manuell nicht ohne großen Aufwand und/oder reproduzieren lassen). FĂŒr die FĂ€lle, in denen die erste Übersetzung nicht funktioniert, gibt es das separate Thema zur Meldung von Fehlern:

Wir schweifen ab
 Discourse hat da schon einen guten Kompromiss zwischen “Atomisierten Wort-Übersetzungen” und “Kein String wird recycled”:
Wenn wir feststellen, dass wir das IdentitĂ€tsgeschlecht der Nutzenden brauchen, dann wird man ggf. eben unterschliedliche Languagefiles nehmen, ein “Deutsch-Du-Er”, ein “Deutsch-Du-Sie”, ein “Deutsch-Sie-Er” und ein “Deutsch-Sie-Sie”. (oder wie auch immer benamst.)

Das ist allerdings weder eine echte Lösung (verschiebt die Diskriminierung nur in die Blase; fĂŒr genderbewusste Menschen ist “Benutzerinnen” statt “Benutzer” auch keine Lösung) noch eine (von den GrĂŒndern von Discourse) erwĂŒnschte Lösung, zumal Transifex das nicht nativ unterstĂŒtzt, sprich die Variationen darĂŒber nur unabhĂ€ngig voneinander ĂŒbersetzt werden könnten (was den Aufwand linear erhöht und Inkonsistenz bewirken wĂŒrde).

FĂŒrs erste wĂŒrde es vielleicht auch schon genĂŒgen, an besonders exponierten Stellen (wie zB BegrĂŒĂŸung, FAQ, Nutzungsbedingungen) die Form “Benutzerinnen und Benutzer” zu verwenden. Das sendet ein erstes Signal an die Benutzenden, dass wir als deutsches Übersetzungsteam uns der Sache bewusst sind und mittelfristig eine möglichst gerechte Lösung zu finden.

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:+1:

Wenn die Diskussion dann irgendwann auf dieser Grundlage weitergeht, wĂ€re es gut, das Thema wirklich auf die wie-Frage zu beschrĂ€nken und die ob-Frage in ein anderes Thema verschieben (fĂŒr jene die sie diskutieren wollen). Geschlechtergerechte Sprache ist sicher auch ein Streitthema (wenn sie es nicht wĂ€re, wĂ€re sie nicht so wichtig), aber wenn man konkrete UmsetzungsvorschlĂ€ge diskutieren will, ist es nicht sonderlich hilfreich, wenn immer wieder jemand genau diesen Zweck der Diskussion in Frage stellt.

Bezogen auf die Discourse UI darf man außerdem eines nicht vergessen: es geht letzten Endes nicht darum, der (deutschsprachigen) Welt bestimmte Sprachregelungen aufzuzwingen, denn jede(m*r) [???!] Forumbetreiber*in ist es freigestellt, die StandardĂŒbersetzungen nach Lust und Laune anzupassen und das wird natĂŒrlich auch gemacht werden. Die Frage ist nur: wem wird diese Anpassungsarbeit zugemutet und wer bekommt was er/sie will frei Haus?

Dann gibt es natĂŒrlich noch die “Grauzone”, wo Leuten die StandardĂŒbersetzungen nicht 100% passt, sie sich dann aber doch nicht die Arbeit des Anpassens machen wollen. In dieser Grauzone kann Discourse den sozialen Wandel befördern.

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Dann trennt es. Solang das Thema des Threads so ist, dass unter diesem prinzipiell beides diskutiert werden kann, dann wird auch genau dieses passieren. (Mit der Gefahr von zyklischen Diskussionen nach dem alten Karl-Valentin-Sprich: “Es ist alles gesagt, nur noch nicht von jedem”. In der Forum-Inkarnation: Es kommen Neulinge dazu, die auch nochmal gern sagen wollen, dass sie eine Meinung haben.

Zum Thema:

  • Welche technischen Möglichkeiten gibt es, unterschiedliche “Deutsch-Stile” zu implementieren im existierenden Discourse, ohne dass diese “komplett getrennte Sprachen” sind? Kann man da evtl. irgendwie “nuancen” umschalten? Und wenn nein, wĂ€re es sinnvoll? Wenn sinnvoll, wie könnte das technisch aussehen?
  • Wenn es nur immer “ein deutsch fĂŒr alle” gibt, dann mag das zwar einer anglozentristischen Sichtweise entsprechen, aber allein die FĂ€higkeit anderer Foren-Software zwischen “Deutsch-Du” und “Deutsch-Sie” auf User-(Settings-)Ebene plus einem Default fĂŒr unangemeldte Besuchende zu unterscheiden: WĂ€re ein Beleg dafĂŒr, dass Discourse dort Aufholbedarf hat.
  • Wenn das “nur ein Deutsch fĂŒr alle”, dann könnte man sich “Wikipedia-Style” auf den bewusst fĂŒr die AutorInnen schmerzenden Standpunkt zurĂŒckziehen: Wir schreiben nicht, was wir selbst fĂŒr richtig halten, sondern nur das, “was Minimalkonsenz ist. Und wenn’s den nicht gibt, das was Gesetzgeber und Gerichte sagen”. Selbst wenn wir das selbst fĂŒr inhaltlich falsch halten. (“EnzyklopĂ€disten Masochismus”)
    In Konsequenz mĂŒsste man sich dann z.B. an die Sprachakrobatik halten, die fĂŒr Stellenausschreibungen genutzt werden. Also ein Feld in dem die Formulierungen hinreichend “durch Gerichte” ausgefochten sind.
    Und ja, das wir dann hĂ€ĂŸlich und produziert Formulierungen, die nach SchildbĂŒrgerstreich und wieherndem Amtsschimmel/Amtsstute anmuten.